„Der Standort in der Mitte Europas, das technische Know-how rund um das Thema Hardware und perfekte Testbedingungen – für uns ist Kärnten als Standort ideal“, sagt Alexander Fraess-Ehrfeld, dessen Unternehmen AIR6 Systems hochspezialisierte Drohnen in die ganze Welt exportiert.
Sensoren liefern hunderte Messewerte und Chips arbeiten auf Hochtouren, damit die Drohne sicher ihr Ziel erreicht. Kein menschlicher Pilot könnte so präzise steuern, deshalb erfolgt die Landung vollautomatisch. Kurz darauf rollt wertvolle Fracht aus dem Laderaum des unbemannten Luftfahrzeugs und macht sich an die Arbeit: Kilometerlange Rohrleitungen müssen auf ihre Wandstärke überprüft werden. Ein Ultraschallsignal tastet sie stückweise ab, die gemessenen Werte zeigen an, wo Stücke ausgebessert werden müssen. Es ist eine mühevolle Arbeit, die bislang von Menschen übernommen wurde – in der sengenden Hitze am Arabischen Golf oder auf Bohrinseln. Die Arbeit ist nicht nur beschwerlich, sondern kosten- und personalintensiv. Gerüste werden auf- und wieder abgebaut, um sämtliche Rohre zu erreichen. Unfälle sind bei der gefährlichen Arbeit unter widrigen Bedingung keine Seltenheit.
In seinem Klagenfurter Büro sitzt ein Mann, der Steve Jobs nicht ganz unähnlich sieht, und wippt auf seinem Bürostuhl. Rollkragenpullover und Sneakers – der legendäre Apple-Gründer wählte solche Outfits einst, um iMac, iPod und iPhone anzukündigen. Und Understatement, das passt auch zu Alexander Fraess-Ehrfeld. Mit einem Unterschied: Die Produkte, die die Werkshalle im Süden Klagenfurts verlassen, sind vorerst nur einem ausgewählten Kreis an Kunden vorbehalten. Mit den Drohnen von AIR6 Systems entstehen keine Urlaubsfotos oder Instagram-Stories. Sie sind hochspezialisierte Trägerplattformen für eine Vielzahl von Sensoren – oder ganze Vehikel wie eben den Rover, der ohne Hilfe von außen Rohrleitungen überprüfen kann.
An zwei Standorten in Kärnten und England arbeiten inzwischen über 15 Personen für das 2017 gegründete Unternehmen, das sich den Ruf erarbeitet hat, ein „Hidden Champion made in Carinthia“ zu sein. Also ein erfolgreiches Unternehmen, das allerdings außerhalb der Nische noch kaum einer kennt. Die Betonung liegt auf „noch.“ Dabei kooperieren Fraess-Ehrfeld und sein Unternehmen inzwischen weltweit mit Universitäten und Unternehmen, die sowohl die Serien- als auch Sonderproduktionen aus dem Hause AIR6 Systems zu schätzen wissen.
„Kärnten ist einerseits unsere Heimat und liegt zentral in Europa, andererseits gibt es hier – bedingt durch die Hochschulen, Technologiecluster und angesiedelten Unternehmen – ein sehr großes Wissen an der Schnittstelle zwischen Hard- und Software. Das spricht schon einmal sehr für den Standort Kärnten. Unsere Software-Entwicklung findet hingegen in England statt, da haben wir hierzulande Aufholbedarf, gute Programmierer beziehungsweise Entwickler sind kaum zu bekommen“, sagt Fraess-Ehrfeld, dessen Drohnen Temperaturen von -20 bis +60 Grad Celsius aushalten müssen und dabei bis zu einer Stunde in der Luft bleiben können. So können beispielsweise Offshore-Windräder in einem Bruchteil der Zeit, die Menschen dafür benötigen würden, inspiziert werden. Bei einem Versuch vor der Küste Englands wurde beispielsweise ein ganzer Drohnenschwarm auf einem autonom fahrenden Schiff – also einer schwimmenden Drohne – in einem Windpark ausgesetzt. Die Bilanz: Die Drohnen erledigten an einem Tag jene Arbeit, für die Menschen ein halbes Jahr benötigen würden.
„Wir arbeiten mit einem internationalen Team und in einem internationalen Markt. Es macht schon einen riesengroßen Unterschied, wenn man seinen Angestellten eine Umgebung anbieten kann, in der sie sich auch abseits der Arbeit wohlfühlen. Außerdem ist die Umgebung ideal für unsere Versuche, bei denen Drohnen außerhalb der Sichtweite operieren.“ Was das damit gemeint ist? Die Luftfahrzeuge werden im Bodental, wenige Kilometer südlich von Klagenfurt, von der digitalen Leine gelassen. Reißt der direkte Kontakt zur Bodenstation ab, erfolgt die Kommunikation über die 5G/LTE-Mobilfunknetze. Bricht auch diese ab, übernimmt eine Satellitenverbindung.
Dass Drohnen zukünftig noch unzählige Aufgaben in den Bereichen Transport, Logistik, Forschung und Überwachung (im besten Sinn des Wortes) übernehmen werden, steht für den ehemaligen Investment-Banker außer Frage. Dass das Unternehmen dem Kärntner Standort treu bleiben wird, ebenso. „Das hier ist ein Ort, an dem wir als Unternehmen wachsen können und werden. Wäre die Anbindung an Deutschland als einen unserer wichtigsten Märkte noch besser, dann wäre es perfekt.“
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